Glückskompetenz: Perspektivenwechsel

  • Warum ist es nicht genug oder Wann ist es genug?

Was mein Sporttraining mit dem Tag des Glücks am 20. März zu tun hat

Diese Woche war ich gar nicht glücklich. Ich fühlte mich permanent müde, schlapp und unbeweglich. Erst dachte ich, ich bin krank. Fast jeden Tag habe ich einen Schnelltest gemacht: die Corona App signalisierte seit Tagen, dass ich Kontakt mit infizierten Personen hatte und die positiven Fälle häuften sich allüberall in der Familie und im Freundeskreis.

Die Illusion der Kontrolle

Dabei dachte ich, ich hätte meinen Körper unter Kontrolle und wäre fit: Vor fast einem Jahr war ich nach mehr als einem Jahr Trainingspause wieder aktiv geworden. Ich spürte, wie nicht nur eine Verletzung vom Winter 2020/2021 ausheilte, sondern, wie man ganzer Körper wieder beweglicher, leichter, stärker wurde. In diesem Frühjahr habe ich ein neues Projekt: nach 5 Jahren will ich endlich wieder mehrere Tage am Stück auf dem Jakobsweg wandern. In 3 Wochen geht es los.

Überanstrengung + Frustration

Und so war ich in der vorausgegangenen Woche sehr aktiv gewesen. Ich suchte mehrmals das Sportstudio auf und hatte mir von einem Trainer noch Kniffe zeigen lassen, um die Beine und den Rumpf für die mehrtätige Belastung zu stärken. Ich bin wieder meine 8 km Runde im Wald gelaufen und dann hatte ich zum Wochenende noch einen “Detox-Yoga”-Onlinekurs gebucht, mit 4 Sitzungen an 3 Tagen. Letzten Sonntag riefen Freunde an und schlugen vor, dass wir das schöne Sonnenwetter zu einer kleinen Fahrrad-Spritztour ausnutzen sollten. Es war eine völlig harmlose kleine Tour von nicht mal 10 km!

Tja, und dann kam wie gesagt diese Woche. Als der Corona Schnelltest auch nach dem 4. Test nicht anschlug, und auch keine richtigen Erkältungssymptome oder andere Anzeichen für eine Krankheit auftauchten, es auch keine sonstigen Gründe für erhöhten Stress gab – bis auf die fraglos erdrückende globale Nachrichtenlage – musste ich mir eingestehen: Ich hatte mich in der Woche zuvor überanstrengt.

Strenge ich mich nicht genügend an?

War ich immer noch nicht genügend trainiert? Warum machte mein Körper schlapp? Das zog mich ganz schön runter!

Da fiel mir eine Frage meines Lehrmeisters für Glück und Gemeinwohl, Tho Havinh ein. In einem Interview, dass er kürzlich im Alten Schloss in Stuttgart gab, stellte er die Frage: “Wann ist es genug?” Natürlich bezog sich das in diesem Kontext nicht auf die körperliche Fitness einer Frau in den Wechseljahren und ihrem Trainingserfolg. Es ging um Resilienz, Glück und Gemeinwohl in der Gesellschaft und in der Wirtschaft – und warum gerade besonders reiche und leistungsfähige Volkswirtschaften wie die Vereinigten Staaten oder einige europäische Länder mit Mental Health-Problemen im breiten Ausmaß zu kämpfen haben.

Was braucht es, um glücklich zu sein – im Angesicht allen Unglücks? Die richtige Fragestellung erlaubt einen Perspektivenwechsel – es geht nicht um grenzenloses Wohlbefinden und Sicherheit – es geht auch nicht um Leistungsdruck, sondern es geht darum, zu begreifen, was aus dem individuellen Kontext heraus Wachstum und regenerative Wertschöpfung erzeugt:

Perspektivenwechsel als Glückskompetenz mit der richtigen Frage:
Gegenüberstellung der Frage Warum ist es nicht genug und Wann ist genug?

Die richtige Fragestellungen schafft einen Perspektivenwechsel und ermöglicht, Denkblockaden und Vorurteile abzulegen

Wann ist es genug?

Mit Rückblick auf die letzten zwei Wochen und meiner Trainingsentwicklung heißt das: Nicht schneller, höher, weiter. Das richtige Verständnis für Qualität, Nachhaltigkeit und Bewusstsein für den richtigen Rhythmus von Ruhe und Aktion erzeugt Wachstum. Schließlich darf ich nicht vergessen, dass mein Körper permanent in Bewegung ist, in Ruhezeiten wie in Momenten der erhöhten Anstrengung. Also kann ich akzeptieren, wenn mein Körper mir sagt: “es ist genug!” Das ist keine Sackgasse, in der es keinen Fortschritt gibt – im Gegenteil, ich spüre die Entwicklung, die ich über die letzten Monate gemacht habe ganz deutlich! Und wenn ich auf meinen Körper höre, verstehe ich auch, was mein Körper gerade braucht – und das ist nicht jeden Tag gleich!

Was für die mentalen und biochemischen Prozesse in meinem Körper gilt, das trifft auch auf meine Verantwortung im Alltag, in meinen Beziehungen zu Familie und Freunden zu. Die Antwort auf die Frage “Wann ist es genug” wird auch zum Leitstern für meinen beruflichen Erfolg und für einen relevanten Mehrwert für meine Kunden!

Mut zum Wandel bedeutet, nicht die richtigen Antworten zu finden, sondern sich die richtigen Fragen zu stellen und Perspektivenwechsel als Glückskompetenz zu entwickeln.