4. Tag
In diesen Tagen arbeite ich zusammen mit einem IT-Spezialisten aus Hamburg an der Fertigstellung meiner Website, in der dieser Blog integriert ist. Er hat mir bei der Programmierung und Adaption geholfen und auch das neue, frische und intuitive Design gefunden, das ich Euch in wenigen Tagen vorstellen werde
Als Unternehmerin ist es für mich selbstverständlich, dass ich die Expertise und die Dienstleistung, die mein Bekannter dafür erbringt, auch entlohne: Er verwendet darauf wertvolle Arbeitszeit, er hat Zeit und Geld in eine Ausbildung investiert, die es ihm ermöglicht, anderen mit ihren Problemen zu helfen und für deren Produkte einen Mehrwert zu erzeugen. Das erstellen von Webseiten ist zwar nicht seine Haupttätigkeit, aber das mindert nicht die Wertigkeit seiner Leistung für die Entwicklung meiner neuen Kommunikationsplattform. Ich hatte die Entlohnung dieser Dienstleistung somit auch in meine Betriebs- und Gründungskosten bereits als Ausgabe berücksichtigt. Soweit, so gut.
Wir hatten auch keine Interessenskonflikte, als es um die Preisverhandlung ging - wären wir da unterschiedlicher Meinung gewesen, dann hätten wir uns über Verhandlungen annähern müssen. Dabei wäre mir meine Erfahrung mit vielen Dienstleistern in meinem beruflichen Werdegang, und mein Fokus auf das vorteilhafteste Ergebnis für mich ein durchaus relevantes Machtinstrument für eine erfolgreiche Verhandlung. Ich hätte meine Macht als erfahrene Einkäuferin instrumentalisieren können. Aber nö …. Wir waren uns ziemlich schnell einig, denn wir kennen uns schon eine ganze Weile, und wir haben somit Vertrauen zu dem anderen, dass wir uns nicht gegenseitig über den Tisch ziehen. Es war auch ein wirklich guter Preis gewesen, auf den wir uns geeinigt hatten - Pff, denkst Du vielleicht, das ist ja zu einfach! Da geht noch mehr!
Jetzt kommt aber der eigentliche Clou, das hat sich erst gestern herausgestellt: Mein Bekannter, also der IT-Spezialist, kommt als frisch gebackener Hochschulabsolvent in den Genuss eines Stipendiums, als Entwickler in einem Startup-Unternehmen. Er darf nach den offiziellen Statuten dieses Stipendiums keine weiteren Einnahmen abrechnen. Unser Projekt hatte aber schon längst begonnen - bevor wir von dem Stipendium und den damit verbundenen Auflagen wussten. Er arbeitet sozusagen in seiner Freizeit an meinem Projekt. Super denkst Du: das ist doch ein Schnäppchen! Eine neue Website für lau! Die Macht ist auf meiner Seite!
Aber irgendwie bleibt da ein schaler Beigeschmack …. Also mir ist das zu billig, und auch mein Bekannter fühlt sich in seiner unternehmerischen Ehre nicht wirklich ernst genommen. Und so hat mein Bekannter den Vorschlag gemacht, dass ich den ursprünglich vereinbarten Preis für eine Spende verwende. 50% davon gehen in eine gemeinnützige Einrichtung, die ich auswähle, und 50% der Spende gehen in ein Projekt, für das er sich einsetzt. Wir beide bringen eine Ressource (er seine Expertise und seine Zeit und ich mein Geld aus meinem Topf der Gründungsausgaben) in ein unternehmerisches Produkt ein - und werden damit WIRKSAM, erzeugen einen Mehrwert für das Gemeinwohl anderer, die es brauchen - und ich kann die Spende auch noch steuerlich deklarieren, das sieht unser System in diesem Kulturkreis so vor, und das ist auch gut so!
Das Ergebnis: keiner von uns beiden hat seine Macht geltend gemacht und das Geld dafür instrumentalisiert, unseren eigenen Vorteil zu maximieren. Vielmehr investieren wir gemeinsam in einen Mehrwert, der dem Gemeinwohl zu Gute kommt. In dem wir den Blick darauf lenken, welche Gemeinwohl-Intention unser Handeln hat, verliert jegliche Bewertung, ob ich oder mein Geschäftspartner "sich das leisten" können, an Bedeutung! Ob etwas billig oder teuer ist, ist immer eine sehr subjektive, verurteilende Bewertung und dient als Verhandlungsargument der Ausübung von Macht. Für welche Intention, für welchen (nicht nur nur monetären, sondern auch moralischen, geistigen) Wert und Zweck etwas geschaffen bzw. investiert wird, darin liegt für mich der eigentliche Kick, als Unternehmerin wirksam zu werden - und eben nicht meine Macht zum eigenen Vorteil zu instrumentalisieren.
Habe ich Euch inspiriert - mit welchem Projekt wart Ihr zuletzt wirksam?