Tag 11
Yep, wer genau zählt, sieht, dass ein Tag übersprungen wurde - der letzte Post war am 9. Dezember, heute ist der 11. Dezember …ein Adventskalender mit einer Lücke, au weeh!
So langsam leuten wir das 3. Adventswochenende ein - ich habe am 2. Adventswochenende durchgearbeitet, um meine Website endlich fertig zu bekommen und eine Arbeit für den Abschluss zu einer Onlineprüfung fertig zu bekommen.
Dabei ist mir eine ganze Menge Lebensgefühl abhanden gekommen. Gestern habe ich somit mal alle Viere gerade ausgestreckt, und schlichtweg nix gemacht - da bleibt jetzt eine Lücke, die lässt sich auch nicht mehr füllen … außer mit Lebensgefühl!
Heute genieße ich zum Beispiel die Sonne, die von meinem Fenster direkt auf meinen Schreibtisch scheint. Ich genieße den blauen Himmel, dazu "Christmasjazz" von meinem Lieblingsradiosender, um mich stimmungsvoll einzugrooven.
Ich verfasse diesen Blog ja in Deutsch und Englisch - schon bei einigen Arbeiten in den letzten Tagen ist mir aufgefallen, dass mich die englischen Übersetzungsvorschläge im Internet zu dem Wort Lebensgefühl ziemlich enttäuschen: "Lifestyle" …. Hmpfff …. "attitude towards life" …. Najaaaaaaa - eigentlich ist die englische Sprache in Ausdruck, Syntax und in ihrer Einfachheit soviel leichter, als die deutsche Sprache - aber neee, diese Übersetzungen treffen es überhaupt nicht. Da gefällt mir die französische Übersetzung schon viel besser: "La Joie de vivre" - darin steckt pure Freude (la joie), oder?
Lebensgefühl geht uns allen gerade so, so sehr ab: der ausgelassene Mädelsabend mit einem (oder mehreren) Glas Wein, die gespannte Vorfreude auf einen guten Film im Kinosaal, mit Popkorn und guten Freunden , Glühweintrinken beim ersten Schneefall mit den Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt, gesellige Martinsgans-Essen mit der Clique, erste Trainingseinheiten für die neue Tanzformation der Karnvalsfunken, Abreagieren im Club, Firten mit einem Unbekannten, bis zum frühen Morgen mit Mitbewohnern und ihren Freunden in der WG-Küche zusammenhocken - die Liste lässt sich unendlich weiter führen.
Diese Pandemie reißt eine schmerzhafte große Lücke in unserer Lebensgefühl - da ist mein vergessener Blog-Tag ein kleines Würmchen dagegen.
Ich war gestern unendlich müde - und ich hatte schlecht geträumt. Die Szenen, die mir in Erinnerung sind, könnten in eine Zauberszene mit Voldemort in einem Harry Potter-Film passen! Ja, ich war niedergedrückt und unendlich müde.
Ein Buch hat mir in diesem Herbst viel Mut gemacht: Rutger Bregman, Im Grunde gut: Im ersten Kapitel geht es um die Stimmung und Moral unter der städtischen Bevölkerung Londons im Blitzkrieg-Angriff der deutschen Bombenflieger am Anfang des 2. Weltkriegs. Wissenschaftler und führende Politiker in Großbritannien waren davon überzeugt, dass der Lockdown, die Bedrohung und die zerstörerischen Angriffe, die die Lebensqualität und den Alltag in der Stadtempfindlich beeinträchtigten und Zerstörung und Leid mit sich brachten die Moral zersetzen wird. Doch entgegen aller Expertenprognosen ist genau das nicht eingetreten.
Da ist es wieder, das Zauberwort von der Resilienz: Resilienz richtig durchdrungen heißt, Mitgefühl und Trost und Beistand für das nicht zu leugnende Leid zu empfinden und auch trotzdem sein Lebensgefühl nicht zu verlieren.
"Wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, muss auch Leiden einen Sinn haben. Es kommt nicht darauf an, was man leidet, sondern wie man es auf sich nimmt" - Viktor Frankl
Ich suche mir jeden Tag von Neuem meine Kraftquelle für mein Lebensgefühl - gestern war die Kraftquelle ganz tief in den Keller gerutscht …. Aber sie war da - und nach einem wohltuenden Chat mit meinem Freund hatte ich noch einen sehr erhebenden Online-Chat mit drei meiner Ausbildungsfreunde aus Berlin. Wir haben uns gegenseitig mit Guter Laune (und auch einem Glas Wein) wieder ein Stück mehr Leichtigkeit in unsere Herzen gebeamt … mein virtueller Mädelsabend, ein Stück Lebensqualität in der Pandemie!